Visa gleicht Zahlungen mit Stablecoin USDC und Solana-Blockchain aus

Kunden merken nichts davon, aber der Kreditkartenanbieter leitet eine Revolution ein: Im Maschinenraum von Visa verschmelzen klassischer Zahlungsausgleich und Blockchains. Der Schritt ist groß – kann aber nur der Anfang sein.

Von einer Graswurzelrevolution kann man vermutlich nicht mehr reden, wenn einer der größten Kreditkartenanbieter der Welt eine Sache vorwärts treibt. Aber so ist es mittlerweile nun mal: Visa kündigte vor kurzem den „nächsten Schritt bei der Modernisierung grenzübergreifender Zahlungen“ an: Der Kreditkartenanbieter wird die Blockchain Solana nutzen, um die Zahlungen mit den Partnern Worldpay und Nuvei durch USDC auszugleichen.

Wenn Leute mit einer Visa-Karte bezahlen, erklärt das Unternehmen, genießen sie bereits jetzt den Komfort von Echtzeitzahlungen. Was sie aber nicht sehen, ist, dass sie effektiv mit einem Zahlungsversprechen bezahlen, während “das Geld, mit dem sie ihren Einkauf bezahlen, von ihrer Bank zur Bank des Händlers gesendet werden muss.“ Visas Schatzkammer und Settlement-System sorgt dafür, dass hierbei alles rund läuft, indem es jeden Tag Zahlungen im Wert von Milliarden an Dollar zwischen mehr als 15.000 Finanzinstitutionen und in mehr als 25 Währungen ausgleicht. Das, was auf der Oberfläche so reibungslos abläuft, ist das Ergebnis einer ununterbrochenen Arbeit.

Mit Hilfe von Stablecoins wie USDC und Blockchains wie Solana oder Ethereum, meint Cuy Sheffield, bei Visa Head of Crypto, „verbessern wir die Geschwindigkeit des grenzübergreifenden Zahlungsausgleichs.“ Ein erster Test fand mit Crypto.com statt, einer Online-Wallet, die ihren Kunden auch einen Visa-Karte anbietet. Zahlungen an australische Kartenbesitzer wurden mit USDC ausgeglichen, was, so Visa, tagelange Wechsel- und Überweisungsprozesse radikal abkürzte und vereinfachte.

Nun bringt Visa den Stablecoin auch zu den großen Acquirern Worldpay und Nuvei. Ein Acquirer ist ein Zahlungsdienstleister, der für Händler, die Kreditkarten akzeptieren, die Zahlungen verwaltet – ein Endpunkt in Visas Settlement-System, der, wie eine Layer2 einer Blockchain, zum Startpunkt eines weiteren Netzwerks wird. „Mit dem eigenen Account bei Circle kann Visa nun die Zahlungen mit Worldpay und Nuvei in USDC ausgleichen, und die Acquirer können diese Zahlungen in USDC an ihre Kunden weiterleiten.“

Der Stablecoin USDC wird damit zu einem Bestandteil der inneren Mechanik von Visa und seinen Partnern; Blockchains zum Bindegewebe des Netzwerks. Während Visa bisher nur mit Ethereum gearbeitet hat, kommt nun Solana ins Spiel. Diese Blockchain ist für Visa durch ihre extrem kurzen Blockintervallen von 400 Millisekunden und einer Kapazität von 400-2.000 Transaktionen je Sekunde attraktiv. Faktoren wie die Dezentralisierung dürften bei der Auswahl eine untergeordnete Rolle gespielt haben.

Kunden von Visa und Händler werden von all dem vermutlich nichts mitbekommen. Unter Umständen werden Händler schneller Geld auf ihrem Konto haben, vor allem wenn es um grenzübergreifende Geschäfte geht, und vielleicht werden langfristig die Gebühren für Visa-Zahlungen sinken.

Unter der Haube hingegen ist die Revolution schon in vollem Gange. Visa und das Web3 verbinden sich. Die Optimierung des Zahlungsausgleichs kann dabei nur ein erster Schritt sein.